Dieses Mixtape ist nicht nur eine Reise nach Berlin, sondern auch eine in die Vergangenheit. Die Musik, und insbesondere die saloppen Kommentrare eines Herren und einer Dame zwischen den Titeln, zeigen uns auch, wohin die gesellschaftliche Reise mittlerweile geführt hat. Das erfrischend unkomplizierte Klima der ach so biederen 50er-Jahre wird einem vorgeführt und ein jeder kann selbst entscheiden, wie wir im Vergleich dazu heute abschneiden. Der Plot: Eine etwas steife Dame aus Hamburg bekommt von einem echten Berliner Stadt, Sitten und Schnauze gezeigt. Im Laufe der Konversation hört man so einige alte Berliner Gassehauer à la Paul Lincke & Co.
Wenn man all das hört, sowohl die Musik als auch die Stimmung, welche buchstäblich mal in der »Berliner Luft« schwebte, wird man nachdenklich. Was ist davon übrig geblieben? Außer vielleicht Max Raabe, als augenzwinkernder Wink in vergangene Zeiten. Ich bin oft in Berlin und kann sagen: die Stadt hat zumindest diesen Charme längst verloren und mit anderen, diesmal politisch aufgeladenen Themen eingetauscht: Sozialstaatkultur, Schmuddel, sozialistischen Regierungen nebst nie fertig werdenden Flughäfen, Mulitkulti als Religion und dem Stolz, arm und abhängig von anderen Bundesländern zu sein. Die schnoddrige Unfreundlichkeit der indigenen Berliner, sofern man noch welche trifft, macht all das auch nicht mehr wett.
Selbstredend gilt das natürlich nicht nur für Berlin. Das stickige Klima der Kulturkrieger aus Politik, Universitäten und Medienanstalten, verpestet zunehmend auch andere Städte. Die Intoleranz der selbsternannten Toleranzprediger der Ideologie des Regenbogens, schleicht sich zunehmend bis in die letzten Winkel unseres Privatbereiches hinein. Möglicherweise ist Berlin dabei eine Art Avantgarde für andere westliche Großstädte (siehe etwa Paris). Jedenfalls: So einige flotte Sprüche auf dieser Platte, würde sich heute keiner mehr in der Öffentlichkeit zu kloppen wagen.
Man muss kein Nostalgiker sein, denn wenn das Neue auf kultureller Ebene nichts anderes zu beieten hat als Graffiti an den schönen alten Häuserfassaden, Zukleisterungen jeder Freifläche mit den Kommunismus herbeisehnenden Aufklebern der Antifa, tagtäglichen Krawall, nie fertig werdende Baustellen wohin das Auge reicht, Kulturkampf und ein Meer aus Trainingsanzügen, nein, dann ist Berlin doch höchstens noch eine Zeitreise in die Vergangenheit, vielleicht die der 20er Jahre, wert.
Doch sollten die Politbonzen endlich den geplanten Wassergraben (sofern er jemals fertig wird) um den Reichstag gebuddelt haben, dann: Ich hab‘ zwar keinen Koffer in Berlin, aber ich denk‘, dann muss ich wieder hin.
Die Platte dieses Mixtapes selbst, habe ich vor Jahren mal auf dem Flohmarkt erstanden und eigenhändig digitalisiert. Das Knattern und Knacksen gehört zum Charme dazu. Ganz moderner Berliner Shabby Chic eben, wenn auch nicht mehr so frank und frei wie zu jenen Zeiten, welche die Lieder dieser Platte besingen.
Titel: Berlin ist eine Reise wert
Autor: Whitebeat Radio
Titelliste:
- Berlin ist eine Reise wert
- Berliner Luft
- Ich hab‘ so Heimweh nach dem Kurfürstendamm
- Durch Berlin fließt immer noch die Spree
- Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin
- Wenn ein Mädel einen Herrn hat – Schenk mir doch ein kleines bischen Liebe
- Untern Linden, untern Linden
- Die kleine Bank am großen Stern
- Kleine Mädchen müssen schlafen gehen
- In Rixdorf ist Musike
- Oh Theophil – Mit dir möcht‘ ich am Sonntag angeln gehn
- Immer an der Wand lang
- Kind, ich schlafe so schlecht
- Im Grunewald – Im Finsterwalde
- Skinny Minnie
- Glühwürmchen – Schlösser, die im Monde liegen
- Wenn auch die Jahre enteilen
- Solang noch untern Linden
- Bitte kommen Sie bald wieder