»Der Untertan« ist »Hörbuch des Monats«

Die Wahl auf das neue Hörbuch des Monats fiel dieses mal auf ein Stück Literatur. Nach Markus Krall sollte es wieder ein wenig entpolitisierter werden. Dennoch bietet das Thema dieses Buches reichlich Stoff, um die aktuelle Gesellschaftslage zu reflektieren. Wir leben in Zeiten, in welchen regierungskritische Bürger mit Nazis oder Verschwöriungstheoretikern gleichgesetzt werden und der Rest von Buntland lemminghaft seinen Peinigern ein unterwürfiges »Hurra, hurra« zujubelt, während diese zusehends die Zügel immer straffer schnallen und das Land mit Siebenmeilenstifel in Richtung Wirtschaftscrash mit einer Diktatur obendrauf umbauen. Fassungslos muss man mit ansehen, wie das gesamte Umfeld um einen herum die selbst dreistesten Lügen als Wahrheit schluckt und sogar noch schärfere Maßnahmen bzgl. »Corona« fordert. Stockholm ist überall! »Hurra, hurra!« Was liegt da näher, als Heinrich Manns Roman »Der Untertan« hervorzukramen. Damals eher noch den konservativen Spießern zugeneigt, denn den linken und obrigkeitshörigen Gutmenschen wie wir sie heute um uns herum haben. Aber was sind schon Etiketten? Sie sind so austauschbar wie die Zeiten welche sich ändern. Schaut man sich die Figur des Protagonisten Dietrich Heßling nämlich genauer an und transferiert sie ins Jetzt, so erkennt man schnell das Gesicht eines aufstrebenden Martin Schulz oder Rezo. Dieser Typus scharrt, durch Corona Morgenluft witternd, gerade mit den Hufen. Als ob wir nicht schon genug dergleichen Leute hätten.

Autor: Heinrich Mann
Sprecher: Hans Korte
Spieldauer: 16 Std. und 10 Min.
Ungekürztes Hörbuch

Aus dem Klappentext:

Der UntertanDieses Buch wurde im Juli 1914 vollendet. Der Inhalt? Schnell erzählt: Der Fabrikantensohn Diederich Heßling wird begeisterter Burschenschaftler, drückt sich vorm Militär, schwängert ein Mädchen, heiratet eine andere und arbeitet sich nach und nach zum wichtigsten Bürger der deutschen Kleinstadt Netzig hoch. Ein obrigkeitshöriger Drückeberger, ein kaisertreuer Stammtisch-Agitator, ein intriganter, feiger Kumpan – und ein exemplarischer Menschentypus.

Tatsächlich ist „Der Untertan“ einer der ganz großen Romane des letzten Jahrhunderts. Hans Korte spricht das Ganze mit einer Mischung aus so schneidiger Bösartigkeit und hündischer Feigheit, dass es eine schauerliche Freude ist, ihm zuzuhören.